Graspapier – die Revolution in der Papierindustrie?

Dieser Artikel wurde von ROLLENLAND am 14.12.2018 erstellt

In den letzten Jahren erfreute sich sogenanntes Graspapier immer größerer Beliebtheit. Vor allem in Diskussionen rund um das Thema Nachhaltigkeit taucht der Begriff immer wieder auf. Welche Vorteile die alternative Papierart bietet, wie umweltfreundlich sie ist und ob sie sich eventuell auch für Bonrollen eignet, erfahren Sie hier.

Vorteile von Papier aus Grasfasern

Zu allererst sei erwähnt, dass das Papier nicht zu 100 Prozent aus Grasfasern besteht. Wie beim holzfreien Papier ist ein gewisser Anteil an Holzfasern (Frischfasern) auch bei dieser Papiersorte unabdingbar. Dennoch liegt der Anteil nur noch bei knapp 50 Prozent und auch darüber hinaus besitzt das Graspapier gegenüber herkömmlichem Papier einige Vorteile:

  • Schnell nachwachsender Rohstoff: Aktuell wird das Holz für die Papierverarbeitung aus Bäumen gewonnen, die Jahre oder Jahrzehnte brauchen, um zu einer rentablen Größe heranzuwachsen. Gras wächst bereits innerhalb von wenigen Tagen nach.
  • Umweltfreundliche Alternative: Papierfabriken erhalten Ihr Holz zumeist aus weit entfernten Rodungsgebieten. So kann es schon mal vorkommen, dass Holzladungen mehrere tausend Kilometer transportiert werden, um überhaupt weiterverarbeitet zu werden. Die Grasfasern für die Papierherstellung wachsen im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor der eigenen Haustür. Auch der Wasserbedarf ist bei der Verwendung von Naturfasern deutlich geringer, sodass wertvolle Ressourcen nachhaltig geschont werden.
  • Kostensparend: Aufgrund der niedrigeren Transportkosten für das Rohmaterial sinkt auch der Endpreis. Hinzu kommt, dass die Papierproduktion mit Naturfasern ein ähnliches Herstellungsverfahren aufweist, sodass in vielen Fällen leichte Modifizierungen an den bereits vorhandenen Maschinen ausreichen, um Papier aus Grasfasern Es entstehen somit keine allzu teuren Umrüstungskosten, die häufig mit einer Erweiterung des Produktportfolios einhergehen.
  • Weniger Chemikalien bei der Produktion: Die Aufbereitung von Grasfasern für Papier kommt komplett ohne Chemikalien Bei der Gewinnung von Holzzellstoff muss beispielsweise immer erst das Lignin aus der Rohmasse herausgelöst werden. Dieser Schritt entfällt bei den Grasfasern komplett.

Graspapier bedrucken

Das Papier wird bereits von einigen großen Einzelhandelsketten als Verpackungsmaterial benutzt. So werden in Modegeschäften beispielsweise Schuhkartons, Etiketten und Verpackungspapier aus dem nachhaltigen Material standardmäßig eingesetzt. Auch in der Lebensmittelindustrie wird das umweltfreundliche Papier immer häufiger eingesetzt und dem Endkonsumenten als neues Verpackungsmaterial präsentiert. Somit stellt es im herkömmlichen Sinne kein Problem dar, Graspapier zu bedrucken. Jedoch gibt es einige Ausnahmen, bei denen das Papier zusätzliche Merkmale besitzen muss, um qualitativ hochwertig bedruckt zu werden, so auch bei Kassenrollen.

Graspapier und Bonrollen

So vorteilhaft die umweltfreundliche Papiervariante bereits in der Verpackungsindustrie ist, so kann sie als alternativer Rohstoff für Bonrollen noch nicht komplett überzeugen. Bei Kassenrollen muss das Graspapier zum Bedrucken spezielle Eigenschaften mit sich bringen, die Papier aus Naturfasern zurzeit noch nicht aufweisen kann. So sollte es möglichst leicht und dünn sein. Vor allem bei Thermorollen muss das Papier in der Lage sein, die spezielle Thermobeschichtung zu halten und zusätzlich noch hitzebeständig zu bleiben. Darüber hinaus sollte das Papier möglichst rein und hell sein, damit das Druckbild auch bei kleiner Schriftgröße gut lesbar ist.

Graspapier hat eine andere Haptik und ist noch sehr rau und etwas dunkler als normales Papier. Es besitzt ein deutlich höheres Volumen und ist steifer, wodurch es schwieriger ist, dieses in eine kompakte Rollenform zu bringen. Ebenfalls sind die einzelnen Grasfasern deutlich erkennbar, was zwar hübsch aussieht, aber die Lesbarkeit des Aufdrucks vor allem bei einer etwas kleineren Schriftgröße deutlich beeinflusst. Jedoch kann auch im Bereich der Thermorollen mittlerweile auf eine umweltfreundliche Alternative zurückgegriffen werden: der blaue Kassenbon.

Grasfasern als Zukunft der Papierindustrie

In Zeiten von schwindenden Ressourcen und des Klimawandels ist Graspapier eine willkommene und vor allem vielversprechende Alternative zu Normalpapier. Bereits jetzt besitzt es gegenüber diesem eine Reihe von Vorteilen und kommt dementsprechend vermehrt zum Einsatz. Allerdings gibt es derzeit noch einige Einschränkungen des Materials, die verhindern, normales Papier heute schon komplett zu ersetzen. Die rasche Entwicklung dieses nachhaltigen Produktes sowie der zunehmende Einsatz lassen jedoch auf eine vielversprechende Zukunft schließen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Graspapier

Wie umweltfreundlich ist Graspapier?

Graspapier hat einige Vorteile, die es zu einer umweltfreundlichen Alternative zu herkömmlichen Papierarten macht. So sind z.B. die Transportwege kurz, die Ressource ist nachhaltig und in der Produktion werden weniger Chemikalien verwendet.

Kann man auf Graspapier drucken?

In der Verpackungsindustrie ist Graspapier häufig schon der Standard und kann gut bedruckt werden. Bei Kassen- und Thermorollen ist die Beschaffenheit des Papiers noch problematisch, weshalb in dieser Branche noch nicht auf Papier aus Grasfasern zurückgegriffen werden kann.

Kann man aus Gras Papier herstellen?

Ja, mittlerweile ist Graspapier in der Industrie weitverbreitet und wird z.B. für die Herstellung von Schuhkartons oder als Lebensmittelverpackung verwendet. Jedoch besteht das Papier nicht zu 100% aus Gras, sondern enthält immer noch 50% Holzfasern.

Bildquelle: ©iStock.com / artisteer

Mehrere Grashalmspitzen vor einem weißen Hintergrund

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